
Sie stellten die jüngste Konjunkturumfrage in Hagen vor: (von links). Dr. Ralf Geruschkat, Apla Afifi, Vera Schmitt, Kai Gaberle und Julian Pflichtenhöfer. Foto: Hendrik Klein
Wirtschaft immer noch im Stimmungstief
SIHK zu Hagen stellt aktuelle Konjunkturumfrage vor
Von Hendrik Klein
Zum sechsten Mal in Folge beurteilen die Unternehmen im Bereich der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) ihre wirtschaftliche Entwicklung negativ. „Das hatten wir noch nie“, betont SIHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Ralf Geruschka bei der Vorstellung der Ergebnisse der aktuellen Frühjahrsumfrage. Dafür waren 490 Unternehmen aus dem Märkischen Kreis, dem Ennepe-Ruhr-Kreis sowie der Stadt Hagen befragt worden. „Viele Unternehmen stecken immer noch in einem Stimmungstief“, so Geruschkat. Die habe sich nach der Wahl der neuen Bundesregierung zwar leicht gebessert, was sich in der Umfrage deshalb noch nicht widerspiegele, weil die Daten vor der Wahl abgefragt worden seien.
Frühjahrsbelebung schwächer als sonst
Der SIHK-Klimaindex erhole sich leicht, doch die sonst übliche Frühjahrsbelebung falle schwächer aus als in den Vorjahren, so der Hauptgeschäftsführer. „Umso wichtiger ist es, dass die angekündigten wirtschaftspolitischen Weichenstellungen der neuen Bundesregierung jetzt schnell greifen und die Wirtschaft auf bessere Rahmenbedingungen setzen kann. Es braucht diese Zuversicht, damit Unternehmen in die Zukunft investieren können“, so Dr. Ralf Geruschkat. Fast jedes fünfte Unternehmen blicke optimistisch in die Zukunft, aber es gebe noch etwa ebenso viele Pessimisten.
Verlagerung ins Ausland ein Thema
Weiterhin schwächele die Industrie als Zugpferd der südwestfälischen Wirtschaft. Ein Drittel der Unternehmen rechne mit einem Rückgang ihrer Exportgeschäfte. Nur 14 Prozent der Industriebetriebe plane, Investitionen zu erhöhen. Lediglich sechs Prozent berichten über eine gute Geschäftslage. „Jedes fünfte Unternehmen beschäftige sich mit der Verlagerung ins Ausland“, so Julian Pflichtenhöfer von der SIHK. Nach den jüngsten Entwicklungen in den USA warteten sie auch mit Investitionen in den Staaten.
Steigende Arbeits- und Energiekosten
Steigende Energiekosten, steigende Arbeitskosten, steigender Mindestlohn und damit steigende Lohn- und Lohnnebenkosten: Das seien die Parameter, mit denen ihre Firma zu kämpfen habe, betonte Vera Schmitt, Geschäftsführerin der Hagener Mickenhagen GmbH & Co. KG. aus Lüdenscheid. Ihre Firma ist eine von lediglich sechs Prozent der Unternehmen im SIHK-Zuständigkeitsbereich, die höhere Investitionen plant. „Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten setzen wir bewusst auf Investitionen in Produktinnovationen und die Erschließung neuer Auslandsmärkte“, erklärt Vera Schmitt. Die Inlandsnachfrage sei spürbar zurückhaltend, doch „jetzt ist der richtige Moment, um die Weichen für nachhaltiges Wachstum zu stellen.“
Schlechte Erfahrungen mit Zeitarbeitfirmen
Gute Erfahrungen mit Geringfügig Beschäftigten und Rentnern hat Apla Afifi, Geschäftsführerin der Afifi Stiller Logistik GmbH in Hagen gemacht. Sie beschäftige auch viele Migranten. Afifi: „Das ist für alle Seiten gewinnbringend.“ Schlechte Erfahrungen habe sie mit Zeitarbeitsfirmen gemacht. Afifi blickt mit Zuversicht in die Zukunft ihrer Branche, die Nachfrage nach zuverlässigen Transportlösungen wachse ständig. Aber für viele mittelständische Unternehmen, die sie zu ihren Hauptkunden zähle, werde es immer herausfordernder, wettbewerbsfähig zu bleiben. „Eine weitere Erhöhung des Mindestlohns würde unsere Liquidität massiv gefährden.“
Fachkräftemangel schwächt sich ab
Der Fachkräftemangel, das ergab die SIHK-Konjunkturumfrage, schwächt sich leicht ab. Dr. Ralf Geruschkat: „Er bleibt aber ein Problem, für unsere Region Facharbeiter zu finden.“ Für 58 Prozent der Dienstleistungs-Unternehmen bleibe der Fachkräftemangel ein Risiko, berichtet Julian Pflichtenhöfer von der SIHK bei der Vorstellung der aktuellen Konjunkturumfrage. „Der Dienstleistungs-Sektor hat sich positiv entwickelt, der Handel ist gebeutelt und zeigt sich sehr pessimistisch“, so Pflichtenhöfer.
Unzureichende digitale Infrastruktur
Über mehr Nachfrage nach digitalen Lösungen konnte Kai Gaberle, Geschäftsführer der WKN Datentechnik GmbH aus Balve, berichten. „Unzureichende digitale Infrastruktur setzt viele Unternehmen spürbar unter Druck“, so Gaberle. Probleme bei der Fachkräftegewinnung habe sein Unternehmen nicht. „Wir haben eine Stelle im Internet angeboten und darauf 80 Bewerbungen bekommen. Da haben wir sie ganz schnell wieder aus dem Netz genommen.“