
Das Kreisgesundheitsamt hat den aktuellen Bericht zur Kindergesundheit im Einschulungsalter vorgelegt. Dezernentin Ricarda Oberreuter (2. v. l.), Oliver Wienhues (Leiter Gesundheitsamt, 2. v. r.), Dr. Julia Heck (Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes, l.) und Leila Rincke (Gesundheitsberichterstatterin, r.) erläuterten die Details jetzt im Ausschuss für Gesundheit, Demografie und Daseinsvorsorge. Foto: Susanne Schulte-Nölle/ Kreis Soest
Wichtige Weichenstellung vor dem Schulstart
Kreisgesundheitsamt Soest legt Bericht zur Kindergesundheit im Einschulungsalter vor
Gute Voraussetzungen bei den Kindern
„Die regelmäßige Gesundheitsberichterstattung ist eine Pflichtaufgabe der Gesundheitsämter“, erläutert Oliver Wienhues, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Die gute Nachricht zuerst: Die meisten Kinder im Kreis Soest bringen gute Voraussetzungen für die Schule mit. Manchen Jungen und Mädchen jedoch fällt der Schulstart schwerer. Zum Beispiel im sprachlichen Bereich. Eine der Kernaussagen: Ein Fünftel aller Kinder hat keine altersgerechte Sprachkompetenz. Betrachtet man nur die Kinder mit anderer Erstsprache als Deutsch, verfügt deutlich weniger als die Hälfte über ausreichende Deutschkenntnisse.
Lösungsansätze aufgezeigt
Der Bericht des Kreisgesundheitsamts zeigt nicht nur die Probleme auf, sondern auch Lösungsansätze. Eine Erkenntnis: Je länger Kinder die Kita besuchen, desto besser die Sprachentwicklung. So hatten im Jahr 2024 rund 50 Prozent der Jungen und Mädchen Sprachprobleme, die weniger als zwei Jahre in die Kita gegangen sind. Rund 23 Prozent der Kinder, die zwei bis drei Jahre die Kita besucht hatten, waren ohne altersgerechte Sprachkompetenz. Nur rund 15 Prozent der Kinder, die länger als drei Jahre in der Kita waren, fielen hier auf.
Mehr als 3.000 „i-Männchen“
Für den Bericht hat das Kreisgesundheitsamt die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen der Jahre 2019 bis 2024 ausgewertet. In den vergangenen Jahren gab es im Kreis Soest einen deutlichen Zuwachs an Kindern im Einschulungsalter. 2024 lag die Zahl der Schuleingangsuntersuchungen dreimal in Folge bei mehr als 3.000 pro Jahr. „Täglich daran zu arbeiten, Kindern bessere Chancen auf Gesundheit und Bildung zu ermöglichen, ist eine äußerst sinnstiftende Arbeit“, freut sich Dr. Julia Heck, Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes im Kreisgesundheitsamt.
Übergewicht „dickes Problem“
Ein „dickes Problem“ für ein Zehntel aller Jungen und Mädchen ist Übergewicht. „Kindern, die schon in jungen Jahren zu viel wiegen, gelingt es im Laufe ihrer weiteren Entwicklung nur schwer, Normalgewicht zu erreichen“, erläutert Dr. Julia Heck. Die gesundheitlichen Folgen wiegen ebenso schwer: Das Risiko für Bluthochdruck, Diabetes, Krebs und Gefäßerkrankungen steigt.
Zu viel Medienkonsum, zu wenig Bewegung
Zu den Ursachen von Übergewicht zählen neben den falschen Essgewohnheiten auch mangelnde körperliche Bewegung und zu häufiger Medienkonsum. Die Dauer des digitalen Medienkonsums liegt bei über der Hälfte der Kinder ab 2022 über den für diese Altersgruppe empfohlenen 60 Minuten am Tag. Dies hat auch Folgen für die körperlichen Fähigkeiten. Bei 12,5 Prozent der Kinder wurden 2024 Auffälligkeiten im Entwicklungsbereich Körperkoordination festgestellt. Insgesamt zeigt sich, dass die Kinder benachteiligt sind, wenn das Bildungsniveau in der Familie niedrig ist. Die Eltern hier mit ins Boot zu holen und sie über wohnortnahe passgenaue Angebote zu informieren, auch das geschieht bei der Schuleingangsuntersuchung.
Potenziale bestmöglich nutzen
„Schon vor dem Schulstart erfolgen wichtige Weichenstellungen. Der Schulerfolg eines Kindes ist ein wichtiger Faktor für dessen Zukunft. Und – unser Land braucht gut ausbildeten Nachwuchs. Umso wichtiger, dass wir jedem Kind ermöglichen, seine Potenziale bestmöglich zu nutzen“, unterstreicht Dr. Julia Heck. Vorgestellt wurde der Bericht jetzt im Ausschuss für Gesundheit, Demografie und Daseinsvorsorge des Kreises Soest. Er steht unter https://www.kreis-soest.de/gesundheitkinder zum Download zur Verfügung. Hier finden sich auch die Angebote des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes im Überblick.
Hintergrund: Schuleingangsuntersuchung
Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung wird das Seh- und Hörvermögen des Kindes überprüft und ein Entwicklungsscreening durchgeführt. Alle Eltern bekommen nach der Untersuchung eine Mitteilung über das Ergebnis. Insbesondere bei Kindern mit Besonderheiten in der Entwicklung, chronischen Erkrankungen oder sozialen Benachteiligungen werden die Eltern zu Fördermaßnahmen, Diagnostik und Therapie und sozialen Unterstützungsmöglichkeiten beraten. Dabei arbeitet der Kinder- und Jugendärztliche Dienst des Gesundheitsamtes im Kreis Soest mit den Kitas, den Schulen und den Kinderärztinnen und Kinderärzten zusammen.