Das Bild zeigt von links: Wolfgang Barabo, Vanessa Wittenburg, Sylvia Olbrich, Kim Röttler, Miriam Hoffmann, Patricia da Cruz Santos, Sven Pasel. Foto: Nathalie Lechniak

Schutzonzept gegen K.O.-Tropfen

Last Updated: 27. Juni 2025By

(EB). Ob ausgelassenes Schützenfest oder friedliches Miteinander auf dem Friedensfest – Feiern soll Freude machen, verbinden und Raum für Begegnung schaffen. Doch leider sind auch Volksfeste nicht frei von Gefahren: Immer wieder kommt es auf Großveranstaltungen zu sexuellen Übergriffen, oft im Zusammenhang mit dem Einsatz sogenannter K.O.-Tropfen. Die Dunkelziffer ist hoch, die Scham groß – und die gesellschaftliche Debatte oft noch zu leise. Die Stadt Iserlohn geht in diesem Jahr einen neuen, entschlossenen Weg: Erstmals wird auf zwei großen Festen – unter anderem auf dem bevorstehenden IBSV-Schützenfest sowie dem Friedensfestival – ein umfassendes Schutz- und Aufklärungskonzept umgesetzt, das aufklärt, schützt und sichtbar hilft. Grundlage ist ein Schutzkonzept, das bereits vor zwei Jahren im Rahmen des Schützenfestes erarbeitet wurde – nun wird es weiterentwickelt und gemeinsam mit neuen Partnern erstmals auf breiter Bühne umgesetzt.

Anstoß kam von Sylvia Olbrich

Angestoßen wurde das Projekt von Sylvia Olbrich, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Iserlohner Rat, die sich mit großem persönlichen Einsatz für die Sicherheit von Frauen auf Veranstaltungen starkmacht. „Wir möchten nicht länger wegsehen“, erklärt sie. „Jede Frau – und natürlich auch jeder Mann – hat das Recht, sicher zu feiern. Es darf kein Tabuthema mehr sein, sondern muss ins Zentrum unserer Aufmerksamkeit gerückt werden.“ Tatkräftig unterstützt wird sie vom Iserlohner Bürger-Schützen-Verein (IBSV) mit Wolfgang Barabo sowie vom Friedensfestverein, vertreten durch Sven Pasel. Für Barabo ist klar: „Gerade als Veranstalter tragen wir eine besondere Verantwortung für die Sicherheit unserer Gäste. Das Thema K.O.-Tropfen wird leider immer noch unterschätzt – dabei ist Aufklärung der wichtigste Schutz. Mit diesem Konzept wollen wir nicht nur reagieren, sondern aktiv vorbeugen. Prävention heißt, frühzeitig hinzusehen, zu informieren und den Menschen Werkzeuge an die Hand zu geben, um sich selbst und andere zu schützen.“

Konzept fachlich entwickelt

Die Gleichstellungsstelle der Stadt Iserlohn und der Zweckverband für psychologische Beratungen und Hilfen (ZFB) haben das Konzept fachlich maßgeblich entwickelt. Es basiert auf Prävention, Sichtbarkeit, niedrigschwelliger Hilfe und nachhaltiger Vernetzung.

Die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:

  • Verteilung von Armbändern mit Schnelltests zum Nachweis von O.-Tropfen in Getränken – einfach, kostenfrei und direkt vor Ort einsetzbar.
  • Präsenz von geschultem DRK-Personal als vertrauliche, diskrete Anlaufstelle auf dem Festgelände.
  • Informationsplakate an markanten Stellen beider Veranstaltungen, die sichtbar auf Gefahren, Schutzmöglichkeiten und Hilfsangebote hinweisen – nicht nur für Frauen, sondern bewusst auch für Männer.
  • Eine zentrale Informations-Webseite, bereitgestellt von der Gleichstellungsstelle, auf der alle wichtigen Beratungs- und Unterstützungsangebote übersichtlich aufgelistet sind – anonym, erreichbar, hilfreich.

Darüber hinaus begleiten die AWO, die Gleichstellungsstelle und der ZFB das Projekt fachlich – insbesondere in der Schulung der beteiligten Helfer*innen und in der nachfolgenden Beratung.

Ein Modell für die Zukunft

Die Beteiligten verstehen das Projekt nicht als einmalige Maßnahme, sondern als zukunftsweisenden Impuls für Veranstalter, Kommunen und Engagierte in der Region. Ziel ist es, eine neue Kultur des Feierns zu schaffen – geprägt von Respekt, Bewusstsein und aktiver Verantwortung. „Sicherheit darf kein Zufall sein – sie muss mitgedacht, geplant und konsequent umgesetzt werden.“