
Regierungspräsident Heinrich Böckelühr gemeinsam mit den Auszubildenden der Bezirksregierung Arnsberg in Ysselsteyn. Foto: Juliane Koeper, Bezirksregierung Detmold
Nachwuchskräfte besuchen Kriegsgräberstätte Ysselsteyn
(EB). Fast 32.000 Menschen haben auf dem Gräberfeld der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte im niederländischen Ysselsteyn ihre letzte Ruhestätte gefunden. Kreuze reichen auf der riesigen Fläche bis zum Horizont. Dieses Bild hat sich nun bei den 16 Auszubildenden der Bezirksregierung Arnsberg eingeprägt, die jetzt die einzige deutsche Kriegsgräberstätte in den Niederlanden besichtigt haben. Im Fokus des Besuchs der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte stand die historisch-politische Bildung der Nachwuchskräfte. Ebenfalls an diesen Ort der Erinnerung, des Gedenkens und des Lernens waren Auszubildende der Bezirksregierungen Detmold, Köln und Münster gereist.
Gespräch mit Nachfahren und Zeitzeugen
Zum Programm gehörte nicht nur der Besuch des Gräberfeldes, auf dem rund 32.000 Kriegstote des Zweiten Weltkriegs bestattet sind. Die Nachwuchskräfte sprachen mit Nachfahren von Zeitzeugen, die an die eigenen familiären Schicksale erinnerten. Bei dem Vortrag „Die Macht der Propaganda“ hörten die Auszubildenden nicht nur zu: Jeder Vortrag wurde durch einen aktiven Part ergänzt, in dem sich die Nachwuchskräfte mit dem Thema auseinandersetzten und eigene Schlagzeilen für Plakate entwarfen. Außerdem standen einzelne Kriegsbiografien im Fokus, die die Anwärterinnen und Anwärter an der jeweiligen Grabstätte präsentierten.
RP einen Tag mit vor Ort
„Es ist mir sehr wichtig, dass sich unsere Nachwuchskräfte auf diese Weise mit der Vergangenheit und der Erinnerungskultur auseinandersetzen. Sie sind diesem wichtigen Ort des Gedenkens mit viel Respekt begegnet“, erklärt Regierungspräsident Heinrich Böckelühr, der selbst an einem Tag vor Ort war.
Kriegsgräberstätte Ysselsteyn
Ysselsteyn ist nach der Fläche die größte deutsche Kriegsgräberstätte weltweit. Die Kriegsgräberstätte wurde 1946 im Auftrag der niederländischen Regierung unweit der Stadt Venray in der Provinz Limburg angelegt und umfasst ein Areal von etwa 28 Hektar. 87 Kriegstote aus dem Ersten Weltkrieg und fast 32.000 Kriegstote des Zweiten Weltkriegs haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die große Mehrzahl der Kriegstoten sind deutsche Soldaten, die ihren Wehrdienst verrichtet haben. Aber auch SS-Angehörige und Kriegsverbrecher, niederländische Kollaborateure, Unterstützer der Wehrmacht aus anderen Nationen sowie einige Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, wurden in Ysselsteyn bestattet.
1982 startete „Projekt Ysselsteyn“
1982 startete das „Projekt Ysselsteyn“, bei dem Kriegsgräberstätten als Begegnungsstätten vor allem für Jugendliche dienen. Schulklassen, Jugend- und Erwachsenengruppen können seitdem in der Jugendbegegnungs- und Bildungsstätte Ysselsteyn an historisch- politischen und friedenspädagogischen Bildungsangeboten teilnehmen. Der Volksbund unterhält weitere Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten an den Kriegsgräberstätten Golm in Deutschland, Lommel in Belgien und Niederbronn-Les-Bains in Frankreich.