Veterinärämter proben Tierseuchenalarm

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Tierärzte machten sich auf dem Kemnader See auf die Suche nach den Enten. Die DLRG unterstützte die Übung mit 4 Booten und 20 Ehrenamtlichen./Foto: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis

(pen) Menschen in Schutzanzügen und Absperrbänder, Desinfektion von Geräten und das Einfangen von Tieren – Szenen wie diese sind in der Regel ein untrügliches Zeichen für den Ausbruch einer Tierseuche. Vogelgrippe, Maul- und Klauenseuche oder die Schweinepest sorgen dann für Unruhe und Unsicherheit unter Tierhaltern und in der Bevölkerung. „Nur eine Übung“ – dank dieses Hinweises konnten Passanten am Kemnader See sowie an der Wildvogel Auffangstation Paasmühle in Hattingen Szenen wie oben beschrieben vergleichsweise gelassen beobachten. Initiiert vom Veterinäramt des Ennepe-Ruhr-Kreises probten Tierärzte und Verwaltungskräfte aus sieben nordrhein-westfälischen Kreisen sowie der Stadt Bochum den Ernstfall. Unterstützt von Einsatzkräften der DLRG rund um Michael Vogel sowie dem Team von Vogelschützer Thorsten Kestner stellten sie sich den Herausforderungen, die ein Verdacht auf Vogelgrippe mit sich bringen würde.

„Tote“ Wildvögel am Kemnader See

Ausgangspunkt des Szenarios waren Informationen über mehrere „tote“ Wildvögel am Kemnader See. Dort galt es also die Tiere – in diesem Übungsfall 18 bunte Plastikenten – unter Beachtung der Seuchenrisiken zu finden und zu bergen. Folglich lautete die Vorgabe für alle Teilnehmer: Ab in Schutzanzüge und Gummistiefel, Mund-Nasen-Maske und Augenschutz aufsetzen und Handschuhe anziehen. So gekleidet starteten sie in vier DLRG Booten ihre Suchfahrten auf den Kemnader See.

Verdacht bestätigte sich nicht

„Die Fundtiere wurden in Plastiksäcken gesammelt, würden im Ernstfall anschließend zu Untersuchungen transportiert, die zeigen, ob sich der Verdacht auf Vogelgrippe bestätigt oder nicht“, berichtet Tierärztin Janine Herden, Einsatzleiterin des Veterinäramtes am See. Parallel hat sie im Blick, ob die Bootsbesatzungen am Einsatzende die für sie vorgeschriebenen Desinfektionen einhalten und die Schutzkleidung in der Reihenfolge ablegen, wie es vorgesehen ist. Tierisch lebendiger geht es zeitgleich an der Paasmühle zu. Hier steht das Einfangen und Beproben von Wasservögeln auf dem Programm. Keine leichte Aufgabe, schließlich ist mit Schwänen nicht zu spaßen und einige gefiederte Testteilnehmer gilt es vom Teich zu holen. „Am Ende konnten wir aber wie gewünscht Stäbchen- und Tupferproben bei allen vorgesehenen Tieren nehmen“, zieht Dr. Bettina Buck, Amtstierärztin des Ennepe-Ruhr-Kreises eine positive Bilanz.

Auch die Tötung wurde geübt

Auch vor der wohl schwierigsten Aufgabe im Falle eines Falles hatten die Schreiber des Übungsprogramms nicht zurückgeschreckt: Infizierte Tiere müssten getötet werden. Hierfür kämen gasdichte Behälter und Kohlendioxid aber auch Bolzenschussgeräte und der Kopfschlag zum Einsatz. „Um über deren Einsatz zu sprechen, haben wir das hierfür notwendige Material hier vor Ort. Anwenden müssen wir es heute erfreulicherweise nicht“, so Dr. Buck. Beobachtern an den Schauplätzen – zu denen als Krisenzentrum auch noch das Schwelmer Kreishaus zählt – wird schnell klar: Im Ernstfall müsste von Behörden und Hilfsorganisationen schnell reagiert werden, es käme darauf an, eine Vielzahl von Einzelaktionen gleichzeitig ablaufen zu lassen und formal korrekte Verfügungen und rechtlich verbindliche Vorgaben so zeitnah wie möglich auf den Weg an die Geflügelhalter zu bringen.

Mehr als 70 Beteiligte

„Gelingen kann dies natürlich nur, wenn die Abläufe eingeübt sind, die Akteure sich möglichst nicht zum ersten Mal über den Weg laufen und Schwächen im System oder Zusammenspiel nicht unentdeckt bleiben“, so Dr. Buck zum Wert der über Wochen minutiös geplanten Übung. Unmittelbar nach der „Entwarnung“ für die mehr als 70 Beteiligten zeigt sie sich grundsätzlich zufrieden, merkt aber auch an: „Eine Analyse aller Details ist so schnell nicht möglich. Dafür werden wir noch einige Zeit benötigen.“ Zufrieden sind die Vertreter aller sieben beteiligten Veterinärämter aber in jedem Fall mit der von ihnen vereinbaren Kooperation. In Seuchen-Ernstfällen ist ein Amt alleine schnell an seiner Belastungsgrenze. Beruhigend, hier Nachbarn um Hilfe bitten zu können. Rund um den Ennepe-Ruhr-Kreis sind dies der Märkische Kreis, der Oberbergische Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis, der Rhein-Sieg Kreis sowie die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe.

wave.inc

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