Südwestfälische Konjunktur überwindet Tiefpunkt

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Sie stellten die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturumfrage vor: (von links) Julian Pflichtenhöfer (SIHK-Konjunkturexperte), Benjamin Zeschky, SIHK-Präsident Ralf Stoffels und SIHK-Geschäftsbereichsleiter Christoph Brünger. Foto: SIHK

Mehrheit der Unternehmen bleibt pessimistisch – Für Wachstum fehlen wirtschaftspolitische Impulse

(EB). Der Geschäftsklimaindex der SIHK steigt erstmals seit einem Jahr wieder an und legt kräftig von 77 Punkten auf 94 Punkte zu. Im Vergleich zu den letzten Umfragen haben sich die positiven Rückmeldungen der Unternehmen sowohl bei der Geschäftslage als auch bei den Erwartungen erhöht. Allerdings überwiegen immer noch die pessimistischen Einschätzungen der konjunkturellen Lage. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) hervor.

Zuversicht wächst

SIHK-Präsident Ralf Stoffels: „Die südwestfälische Wirtschaft fasst wieder etwas Zuversicht. Insbesondere die Industrie sendet erste positive Signale. Aber Vorsicht, das ist kein Selbstläufer! Der Aufschwung ist getrieben von den gestiegenen Geschäftserwartungen, nicht etwa von der aktuellen Lage. Damit die Trendwende dauerhaft gelingt, braucht es Impulse von Seiten der Politik. Es geht darum, eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung sicherzustellen, Bürokratie abzubauen sowie die Steuerbelastungen und die Arbeitskosten zu senken.“

18 Prozent melden gute Geschäftslage

Nur 18 Prozent der Unternehmen melden eine gute Geschäftslage und 28 Prozent eine schlechte, aber im Vergleich zum Januar hat sich der Anteil der positiven Rückmeldungen um vier Punkte erhöht. Die Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) meldet eine befriedigende Geschäftslage. Mit Blick auf die Geschäftserwartungen gehen zwei Drittel der Betriebe von einer gleichbleibenden Geschäftsentwicklung aus. Bemerkenswert ist, dass der Anteil der Optimisten und Pessimisten nahezu ausgeglichen ist, bei der Vorumfrage kamen noch vier Pessimisten auf einen Optimisten.

Schwache Inlandsnachfrage

Über alle Branchen hinweg bleibt die schwache Inlandsnachfrage für 71 Prozent der Unternehmen das größte Risiko für die künftige Geschäftsentwicklung. Dazu machen unter anderem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (65 Prozent) sowie Arbeitskosten (58 Prozent) und Energie- und Rohstoffpreise (54 Prozent) der Wirtschaft weiterhin stark zu schaffen. Die Verkehrsinfrastruktur schränkt immer mehr Betriebe ein und nimmt als Geschäftsrisiko am deutlichsten zu (von 28 auf 35 Prozent).

Zuverlässige Rahmenbedingungen gefordert

Benjamin Zeschky, Zeschky Galvanik GmbH & Co. KG, Wetter: „Wir benötigen zuverlässige Rahmenbedingungen. In unserer Region mit ihren Zusatzbelastungen wie Brücke und Flut brauchen wir wieder Investitionsanreize. Nur so können wir die Zukunft hier in Südwestfalen sichern. Dabei sollten Themen wie ein zukunftsorientierter Netzausbau und eine gute Infrastruktur selbstverständlich sein.“

Gleichbleibende Investitionen

Die Investitionspläne der Unternehmen ergeben ein geteiltes Bild. Während der Anteil der Optimisten bei 18 Prozent verharrt, sinkt der Anteil der Pessimisten von 44 auf 33 Prozent. Fast die Hälfte der Unternehmen rechnet mit gleichbleibenden Investitionsausgaben. Alarmierend sind stark nachlassende zukunftsgerichtete Investitionen in Innovationen (von 32 auf 24 Prozent).

Finanzlage angespannt

Die Finanzlage bleibt weiterhin angespannt, aktuell sieht fast die Hälfte der Unternehmen (43 Prozent) diese als problematisch an. In diesem Kontext nennen 20 Prozent der Betriebe den Eigenkapitalrückgang als größtes Problem. Jedes siebte Unternehmen berichtet von zunehmenden Forderungsausfällen und Liquiditätsengpässen (jeweils 16 Prozent).

Verringerung der Beschäftigtenzahl

Keine Impulse bei den Beschäftigungsplänen: Fast viermal so viele Betriebe erwarten eine Verringerung ihrer Beschäftigtenzahlen (28 Prozent) wie eine Erhöhung (acht Prozent). Die Situation verharrt auf niedrigem Niveau. Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach dem Fachkräftemangel zu bewerten. Dieser fällt als Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung von 62 auf 46 Prozent.

Gefahr einer Insolvens sechsmal höher

SIHK-Konjunkturexperte Julian Pflichtenhöfer: „Mit besonderer Sorge blicken wir auf die konsumnahen Branchen. Einzelhandel, personenbezogene Dienstleistungen und Gastronomie leiden unter einer spürbaren Kaufzurückhaltung. Aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten ist in diesen Branchen auch die Investitionsbereitschaft aktuell unterdurchschnittlich ausgeprägt. Die Gefahr einer drohenden Insolvenz ist sechsmal größer als in den anderen Wirtschaftssektoren.“

398 Unternehmen beteiligten sich

Die 153. Konjunkturumfrage der SIHK zu Hagen lief vom 8. bis 21. April 2024 im Märkischen Kreis, im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen. Teilgenommen haben 398 Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistung mit mehr als 54.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Weitere Informationen unter sihk.de/konjunktur.

wave.inc

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