Es könnte ein Pflegenotstand drohen

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Die Anzahl der Pflegebedürftigen steigt stetig. Im Märkischen Kreis fehlen deshalb viele stationäre Pflegeplätze. Archivfoto: Hendrik Klein

Kreis legt Pflegebericht vor – 1.100 stationäre Plätze zu wenig

Von Hendrik Klein

Droht im Märkischen Kreis ein Pflegenotstand? Diese Frage drängt sich beim Studium des jüngsten Pflegeberichts auf, der den Mitgliedern des Ausschusses für Gesundheit und Soziales des Märkischen Kreises in deren nächster Sitzung vorgelegt wird. In ihrer Vorlage schreibt die Kreisverwaltung: „Mit Blick auf die weiter wachsende Zielgruppe der alten und pflegebedürftigen Menschen sowie deren Angehörige wird sich die Situation in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Zwar sind kreisintern durchaus regionale Unterschiede zu beobachten, letztendlich ist aber kreisweit ein Ausbau bzw. eine Weiterentwicklung der Angebote sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich wünschenswert bis notwendig.“ Es könnten in Zukunft bis zu 1.100 stationäre Pflegeplätze fehlen.

4.229 vollstationäre Plätze

Zum Stichtag 15. Dezember 2023 standen laut Fachdienst Pflege im Märkischen Kreis 4.229 vollstationäre Plätze in 53 Einrichtungen zur Verfügung. In Relation gesetzt zur Referenzgruppe der Personen im Alter von 80 Jahren und älter ergebe dies bei 31.675 Personen eine rechnerische Versorgungsquote von 13,35 Plätzen je 100 Einwohner im Alter 80+. Die Befragung der Einrichtungen habe eine Auslastung von durchschnittlich rund 95 Prozent ergeben, was einer Vollauslastung nahekomme. Und weiter: „Durch den herrschenden Personalmangel sind im zurückliegenden Jahr über 40 Plätze in verschiedenen Einrichtungen nicht zur Verfügung gestellt worden. Diesen Trend gilt es mit den entsprechenden Maßnahmen durch die Zukunftsinitiative >>Gute Pflege – Märkischer Kreis<< entgegenzuwirken.“

Immer mehr 80-Jährige und Ältere

Im Pflegebericht wird ausgeführt, dass der Anteil der unter 80-Jährigen rückläufig ist. Die Bevölkerung ab 80 Jahre werde dagegen stetig zunehmen. Besonders zu beachten sei dabei der Anstieg bei der hochaltrigen Bevölkerung über 90 Jahre. „Erwartungsgemäß benötigen Menschen dieses Alters eine umfängliche pflegerische Unterstützung. Dies erfordert eine ausreichende Versorgungsstruktur, entsprechend ist eine Weiterentwicklung der Angebotsvielfalt dringend notwendig“, so der Kreis in seinem Bericht. Verstärkt werde die Situation durch den zeitgleich stetigen Bevölkerungsrückgang bei jüngeren Personen. Denn neben der professionellen pflegerischen Versorgung würden Pflegebedürftige überwiegend von eigenen Angehörigen unterstützt. „Es wird davon ausgegangen, dass in Folge der demografischen Entwicklung die private Unterstützung zukünftig nicht mehr in diesem hohen Maße von Angehörigen übernommen werden kann.“

6.000 Pflegebedürftige mehr als 2019

Der Fachdienst Pflege nennt in seinem Bericht auch die Veränderungen seit 2019: Den Anstieg von etwa 6.000 pflegebedürftigen Personen, die Abnahme der vollstationären Versorgung um vier Prozentpunkte, den Anstieg der häuslichen Versorgung um vier Prozentpunkte sowie die

Abnahme bei der Inanspruchnahme von ambulanten Pflegediensten um zwei Prozentpunkte. Die rückläufige Versorgungsquote bestätige sich im Vergleich zu den Vorjahren weiterhin. Seit der Datenerfassung zum Pflegebericht 2018 habe sich die Quote von 16,86 auf 13,35 Plätze verringert. Auch 2018 lag eine Auslastung um die 95 Prozent vor. Bei Anwendung der Quote aus 2018 auf die heutige Zahl der Personen im Alter von 80+ ergebe sich ein rechnerischer Bedarf von 5.340 Plätzen, also von rund 1.100 Plätzen mehr als aktuell zur Verfügung stehen. Der Landesdurchschnitt liege bei 15,22 und somit zwei Prozentpunkte über dem MK-Wert. Rein statistisch würde dies ein Mehrbedarf von etwa 600 Plätzen bedeuten.

Neubauten und Erweiterungen

Nachdem im Vergleich zu 2021 ein Rückgang von stationären Dauerpflegeplätzen und Einrichtungen zu verzeichnen sei, werden in Kürze neue Einrichtungen sowie Erweiterungen von bestehenden Pflegeheimen entstehen:

  • Altena: Neubau, geplant                             80 Plätzen
  • Balve: Erweiterung um                                10 Plätze
  • Meinerzhagen: Neubau, geplant:             80 Plätze
  • Menden: Neubau, geplant:                        72 Plätze
  • Schalksmühle: Neubau, geplant:              60 Plätze

Die beschriebenen Planungen führten zwar zu einer Entlastung des aktuell stark ausgelasteten Angebots im Märkischen Kreis, diese würden jedoch nicht ausreichen, um den jetzigen und zukünftigen Bedarf zu decken, prognostiziert der Märkische Kreis in seinem jüngsten Pflegebericht.

wave.inc

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